Friedrich Engels – Lebemann und politischer Visionär

Wer sich mit Friedrich Engels beschäftigt, stößt auf kurz oder lang auf das Zitat der „zweiten Violine“. Darin schreibt Engels in einem Brief 1884 nach Marxens Tod an Johann P. Becker: „Ich habe mein Leben das getan, wozu ich gemacht war, nämlich zweite Violine zu spielen, und ich glaube auch, meine Sache ganz passabel gemacht zu haben. Und ich war froh, so eine famose erste Violine zu haben wie Marx.“ Die Frage nach dem Verhältnis der Bedeutung und Leistungen, wenn mehrere Personen gemeinsam etwas geschaffen haben, ist nichts was nur Marx und Engels betrifft. Ganz im Gegenteil. In allen Bereichen, egal ob Sport, Musik, Kultur oder Politik wird vor allem rückblickend leidenschaftlich der Anteil der jeweils Beteiligten diskutiert und auch darüber gestritten. Lennon oder McCartney, die Wiener Secession, Klaffenböck und Parzer, Ernie und Bert, die Bauhaus Künstlervereinigung, Uderzo und Goscinny – die Liste lässt sich endlos fortsetzen. Obiges Zitat bildet auch die Basis für eine vielschichtige und unterschiedliche Darstellung von Engels und seiner Bedeutung. 

Engels und seine Bedeutung für den Marxismus spaltet in den letzten Jahrzehnten auch das Lager der Marxist*innen. Gerade jene, die sich mehr akademisch mit der marxschen Theorie beschäftigen und den Kampf und die Mühen der Umsetzung „großzügig“ anderen überlassen und beiseiteschieben, sehen in Engels tatsächlich die zweite Violine. Alles das, was ihnen am Kommunismus praktisch und theoretisch nicht passt, schieben sie in Richtung Engels. Ähnliches, nur mit umgekehrten Vorzeichen, sehen wir auf der sozialdemokratischen und liberalen Seite. Sie schreiben sich einen weniger politisch radikalen und gefestigten Engels herbei, der besser in ihr liberal, sozialdemokratisches Weltbild passt. Das verbindende Element beider Seiten ist, dass sie letztlich einen Keil zwischen Marx und Engels treiben wollen, um das für ihre eigene Interpretationen des Marxismus/Sozialismus zu nutzen. Dabei gibt es kein entweder oder, sondern nur beide zusammen. Das wollen wir uns anhand eines kurzen Steifzugs durch das wilde Leben Friedrich Engels‘ ansehen.

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